Die Konzerte in der Dampfzentrale Bern fanden am 1./2. Juni 2011 statt. Eine zusätzliche Aufführung fand am 18. Mai 2011 in Berlin, Deutschland, statt.

Programm

Variaton Projektorchester
Droujelub Yanakiev: Musikalische Leitung & Konzeption
Hans Koch: Holzblasintrumente & Konzeption
Fredy Studer: Perkussion & Konzeption
DJ Ramax: DJ & Konzeption

  • Richard Wagner – Vorspiel und Liebestod aus «Tristan und Isolde»
  • Igor Strawinsky – Feuervogel (Suite Nr. 2 für Orchester, 1919)
  • Arvo Pärt – «Cantus in memoriam Benjamin Britten»
  • Hans Koch, Fredy Studer und DJ Ramax – Improvisationen
Projekt #8

Dual

Samtig-warme Orchesterklänge konfrontiert mit den kühlen Töne des 21. Jahrhunderts – in Projekt#8 lässt Variaton wiederum zwei grundverschiedene Tonwelten aufeinanderprallen.

Im Zentrum des Programms steht diesmal die Idee, das Publikum «klassische» Musik durch eine zeitgenössische Brille sehen zu lassen – und umgekehrt. Ausgangspunkt des Projekts bilden zwei bekannte und beliebte Klassiker, die vom Orchester interpretiert werden: Richard Wagners Vorspiel und Liebestod aus seiner Oper «Tristan und Isolde» (1862) und Igor Strawinskys «Feuervogel»-Suite (Fassung 1919), welche sich aus Stücken seines gleichnamigen Balletts zusammensetzt. Arvo Pärts «Cantus in memoriam Benjamin Britten» (1977/1980) ergänzt die beiden Hauptwerke und stellt zugleich das Bindeglied zu den zeitgenössischen Werken dar.
Um die Orchesterwerke herum werden die Improvisationen und Kompositionen von Hans Koch und Fredy Studer, beides Mitglieder des weltbekannten «Hardcore Chamber Music»-Trios Koch – Schütz – Studer gebettet. Verstärkt wird das Duo mit den elektronischen Sounds von DJ Ramax alias Jakob Stoller, mit dem Variaton bereits im Projekt #3 «My_Age_Symphony» sehr erfolgreich zusammengearbeitet hat.

Die Musik unseres Solistentrios wird von den «klassischen» Formen, Klängen und Inhalten inspiriert und provoziert, ihnen aber auch bewusst entgegengesetzt. Anders als bei «My_Age_Symphony» ist diesmal weniger ein Verschmelzen und ein Miteinander der beiden Klangwelten geplant, sondern vielmehr ein Aufeinanderprallen.

Droujelub Yanakiew

Droujelub Yanakiev wurde 1975 in Sofia (Bulgarien) geboren. 1982 erhielt er seinen ersten Violinunterricht. 1993 – 1997 studierte er an der Hochschule für Musik in Sofia und gewann diverse Preise. 1997 setzte er seine Studien in der Schweiz fort, wo er 1999 an der HMT Bern/Biel in der Klasse von Christine Ragaz das Konzertreifediplom und 2003 an der HMT Bern bei Eva Zurbrügg das Solistendiplom erwarb.

Als Solist trat Droujelub Yanakiev mit verschiedenen Sinfonie- und Kammerorchestern auf, darunter die Sofia Philharmonie, das Sinfonie-Orchester Biel, Kontrast-Sinfonie-Orchester Bern und San-Juan Sinfonieorchester Argentinien. Droujelub Yanakiev wirkte in Aufnahmen für das bulgarische Staatsfernsehen und den Bulgarischen Rundfunk sowie für Radio Suisse Romande mit. Seit 2003 unterrichtet er eine Violinklasse an der Ecole de Musique et Conservatoire Jurassienne, seit 2004 ist er festes Mitglied der Festival Strings Luzern.

Von 2003 bis 2006 studierte Droujelub Yanakiev in der Dirigierklasse von Johannes Schlaefli an der HMT Zürich. Meisterkurse bei Marc Kissoczy, Johannes Schlaefli und Kirk Trevor ergänzen seine Dirigierausbildung. Im Rahmen seiner Ausbildung und als Gastdirigent arbeitete er mit diversen Orchestern wie z.B. Berner Sinfonieorchester, Janacek-Philharmonie Ostrava, Bieler Symphonie Orchester, Kammerorchester Zürich, Westbömisches Sinfonieorchester (MarienBad/Tschechien) und Akademisches Orchester Zürich. Seit 2005 ist Droujelub Yanakiev Stipendiat der «Kiefer-Hablitzel-Stiftung». Seit Frühling 2009 dirigiert er die «capella dei giovani».

Hans Koch – Holzblasintrumente & Konzeption

Nach dem Ausstieg aus einer klassischen Karriere als Orchestermusiker machte sich Hans Koch einen Namen als einer der innovativsten improvisierenden Holzbläser Europas. Seit den achtziger Jahren hat er neben der regelmässigen Zusammenarbeit mit Martin Schütz mit vielen Grössen wie z.B. Cecil Taylor oder Fred Frith gearbeitet. Als Komponist prägte er von Anfang an den eigenständigen Sound des international bekannten Trios «Koch-Schütz-Studer» und komponierte Musik für Hörspiele und Filme. Mit Elektronik, Sampling und Computer, erweiterte er seit den neunziger Jahren die Klänge seiner Instrumente. Als Holzbläser entwickelte er einen sehr eigenständigen Stil, welcher ihn zu einem der originellsten Bläser der aktuellen Szene machte.

Koch erhielt diverse Stipendien, Werkbeiträge, Kompositionsaufträge und Auszeichnungen, z.B. den Kulturpreis der Stadt Biel 1986 und 2002 den Kantonalen Berner Musikpreis und den Berner Filmmusikpreis. Er wirkte bei zahlreichen internationalen Projekten mit, u.a. im Globe Unity Orchestra, in der «Cecil Taylor European Big Band», im «Barry Guy New Orchestra» und im «Ensemble d`Improvisateurs Européens». Die Diskographie eigener oder unter seiner Mitwirkung entstandener Tonträger umfasst über 30 Titel. Umfangreich ist auch die Liste seiner Hörspiel- und Filmmusiken, u.a. für den vielfach preisgekrönten Spielfilm «Höhenfeuer» von Fredi M. Murer (u.a. Goldener Leopard am Filmfestival Locarno 1985).

Fredy Studer – Perkussion & Konzeption

Fredy Studer wurde 1948 in Luzern (Schweiz) geboren, wo er auch lebt. Er ist Autodidakt. Seine Spielerfahrungen seit den frühen Siebziger-Jahren sind so vielseitig, wie seine Freelance-Aktivitäten mit Musikern von A wie John Abercrombie bis Z wie John Zorn. Während der letzten vierzig Jahre war Studer in den unterschiedlichsten Gruppen und Projekten aktiv. Er spielte an Festivals, gab Konzerte und Workshops, machte Radio- und TV-Aufnahmen, Musik zu Tanzaufführungen, sowie Hörspiel-, Theater- und Filmmusik in Europa, Afrika, Japan, Südamerika, der Karibik, in Taiwan, Indien, Russland, in Kanada und den USA. Studer erhielt etliche Preise und Auszeichnungen. Gegenwärtige Gruppen und Projekte sind das seit 1990 bestehende Hardcore-Chambermusic-Trio «Koch-Schütz-Studer» mit Hans Koch und Martin Schütz, die Band «Phall Fatale» mit Joy Frempong, Joana Aderi, John Edwards und Daniel Sailer, das Jimi Hendrix – Projekt mit Christy Doran, Erika Stucky und Jamaaladeen Tacuma, ein Drum-Trio mit Jojo Mayer und Joey Baron, die wiederbelebte legendäre Band «OM» mit Christy Doran, Urs Leimgruber und Bobby Burri, das «Franco Ambrosetti – Fredy Studer Sextet», ein Duo mit Pierre Favre sowie das Perkussions-Trio mit Robyn Schulkowsky und Joey Baron. Studer ist zudem als Freelance-Drummer tätig und spielt auch ausgewählte Solo-Konzerte. Fredy Studer war einer der ersten Schlagzeuger, der offene Improvisation und Grooves in seinem Stil verband. Die Fachzeitschrift «Drums & Percussion» schreibt: «… Der Schweizer Fredy Studer ist ohne Zweifel einer der innovativsten Drummer Europas …». Fredy Studers Wirken ist auf über 80 Tonträgern dokumentiert.

DJ Ramax – DJ & Konzeption

Dass stilistische Vielfalt noch lange nicht mit Beliebigkeit gleichzusetzen ist, hat Jakob Stoller alias Ramax eins ums andere Mal klar gemacht. Seine eklektischen DJ Sets sind eine Klasse für sich und beleben seit Jahren die Dancefloors angesagter Berner Locations wie der Dampfzentrale, dem Wasserwerk oder dem Dachstock in der Reitschule. Jakobs erste Instrumente waren die Klarinette und das Saxophon, womit er in der heimischen Familienkapelle musizierte. Obschon zuhause fast ausschliesslich Schweizer Folklore gespielt wurde, erschloss sich Jakob über die DRS3 Hitparade bald auch den Zugang zur Popmusik. Vorlieben zu Hiphop, Funk und Elektro kristallisierten sich heraus, Turntables mussten her. Erste DJ-Auftritte liessen nicht lange auf sich warten Noch während sich der junge Stoller zum Elektroniker ausbilden liess, wirkte er schon als umtriebiger Kulturschaffender: Sei es nun als Bandmitglied (Dr. Heribert und 3M), als redaktioneller Leiter der wöchentlichen Sendung «Zur Lage des Planeten» auf Radio RaBe oder als Mitveranstalter von Parties wie Electro_Shox, Future Sounds of Jazz und Random Acoustics. Auf Radio RaBe betreute er ab 2000 ein zweites Kulturfenster, das erst «BM Radio» hiess und später in «wellenSitten» umgetauft wurde.

Später erweiterte Ramax sein Repertoire auf nahezu alle Spielarten der modernen Tanzmusik: Platten aus den Bereichen House, Techno, Breakbeats oder Drum & Bass fanden in seiner Plattenkiste Platz. Ramax spielte neben Grössen wie A Guy Called Gerald, Bauchklang, Lee Scratch Perry, The Young Gods, X-ecutioners oder Moonstar. Später folgten auch kleinere Auslandtourneen in Tschechien, Deutschland, England und Belgien. Auf nächtlichen Entdeckungstrips freundete sich Jakob mit Sampler, Synthesizer und einschlägiger Computersoftware an. Unter dem Namen Jakob erschien der erste Track auf der CCC Compilation. Unter demselben Pseudonym folgte mit der «Strohwitwer EP» kurz darauf eine eigene Schallplatte auf dem Zürcher Label Meadow Records. Beim decibel.dj Remix Contest wurde seine Überarbeitung des Hank Shizzoe Tracks «Happy Man» aus 400 anderen ausgewählt und fand Platz auf dem dazugehörigen CD Sampler. Als äusserst erfolgreich erwies sich auch der Song «Sunshine» von The Sign & Da Opposite, bei dem Jakob als Ko-Produzent fungierte und dessen Video öfters über die Schweizer Bildschirme flimmert. Ein weiterer Remix für das Berner Duo Filewile wurde auf «Wankdorf Recordings» veröffentlicht. An einem neuen Liveact tüfftelt Jakob Stoller zusammen mit Daniel Wihler vom Inzec Label. Unter dem Pseudonym «Tastatur» treten die beiden seit Sommer 07 auf und beleben vorerst den nationalen Dancefloor mit einer Mischung aus Elektro, House, Oldschool-Techno, Breakbeat und Dub. Anfangs 08 veröffentlichte das Berner Label «Everest Records» den Titel «Track & Trace» auf der Compilation «Expedition_3». Als nächstes folgt eine Vinyl-EP auf dem Basler Label «Corner Records».

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