Die Konzerte fanden am 24., 25. und 26. Juni 2022 statt.

Programm

  • Anton Bruckner – Sinfonie Nr. 7 (1883)
  • Orchesterentwicklungen mit Lucas Niggli und Peter Conradin Zumthor
Projekt #18

Anton

Variaton tritt in einen neuen Dialog mit Bruckners Durchbruchswerk. Unter der künstlerischen Leitung von Droujelub Yanakiew spannt das Sinfonieorchester mit den beiden Schweizer Perkussionisten Lucas Niggli und Peter Conradin Zumthor zusammen.

Anton Bruckner (1824–1896) widmete sich der Sinfonie in einer Zeit, in der sich viele andere von ihr abwandten: Das sinfonische Erbe Beethovens schien unübertrefflich, sodass man gar am Fortbestehen der Gattung zu zweifeln begann. Anton Bruckner aber strebte nach Höherem. Er suchte musikalische Vollkommenheit, formale Perfektion, Einheit innerhalb seines ganzen Schaffens. Es war seine siebte Sinfonie, die dem Komponisten zum Durchbruch als Sinfoniker verhalf. In der Rückblende wird Bruckner nichts Geringeres als die Rettung der Sinfonie zugeschrieben. War es das schier unendliche Thema des ersten Satzes, dass das Publikum in seinen Bann zog? Oder war es die dramaturgische Perfektion, mit der die Sinfonie genau in ihrer Halbzeit zum musikalischen Höhepunkt gelangt, mitten im Adagio, wo ein Beckenschlag den strahlenden C-Dur-Akkord durchbricht?

Neben dem künstlerischen Idealismus gibt es jedoch auch eine Kehrseite. Der Titel Anton steht auch für die Person Anton Bruckner, der mit sonderbaren Angewohnheiten und Phobien bei seinen Zeitgenossen oft auf Unverständnis stiess. Zu seinen Lebzeiten wurde auch sein sinfonisches Schaffen kontrovers diskutiert. Variaton tritt nun in einen neuen Dialog mit Bruckners Durchbruchswerk.

Zwei, die sich vor allem in der neuen Musik heimisch fühlen, werden Bruckners Siebte kommentieren, ergänzen, erweitern. Grundlage für die neue Musik werden gemeinsame Workshops mit dem Orchester sein, in denen die beiden Gastmusiker Klangelemente und Interventionen für den grossen sinfonischen Körper entwickeln. Die tiefromantische Sinfonie wird auf die musikalische Identität von Variaton, Niggli und Zumthor treffen. Teile der neuen Musik werden von Niggli und Zumthor auskomponiert, andere Teile werden eher als Leitplanken für Orchesterimprovisationen bestehen. In solistischen Teilen werden Niggli und Zumthor sich auch in ihrer ganz eigenen musikalischen Sprache ausdrücken können. Das Konzept ist dabei nicht eine Überlagerung der so unterschiedlichen musikalischen Welten, sondern ein Dialog: Tiefromantische Musiksprache trifft auf perkussive Experimente. Brucknersche Perfektion in Form, Melodie und Harmonie trifft auf Improvisation und Spontaneität.

Das Projekt ist eine Begegnung zwischen Variaton, Droujelub Yanakiew, Lucas Niggli, Peter Conradin Zumthor und Anton Bruckner. Davor ist nur Offenheit und Neugier. Das Danach wird sich an jedem Konzert von Neuem zeigen.

Droujelub Yanakiew

Als Dirigent und Geiger hat sich Droujelub Yanakiew insbesondere mit seinen innovativen und kreativen Projekten einen Namen gemacht. Droujelub Yanakiews Programme zeichnen sich dadurch aus, dass sie die klassische Musik mit verschiedensten Kunstsparten und Musikrichtungen vereinen. Bisherige Kooperationen brachten ihn mit Künstlern wie DJ Ramax, Steff la Cheffe, der Jazzsängerin Sandy Patton, Büne Huber (Patent Ochsner), der weltberühmten Fado-Sängerin Carminho, den Kummerbuben, dem bulgarischen Kavalspieler Theodosii Spassov, dem experimentellen Trio Koch, Schütz, Studer aber auch der Tänzerin und Choreographin Nina Stadler, dem Film-Regisseur Matthias Günter, dem Berner Cartoonisten Adrian Zahn und dem Pantomimen Carlos Martinez aus Barcelona zusammen. Viele seiner Programme wie „Punk in the Cathedral“, „My Age Symphony“, „Itz mau Apokalypse“ oder die Zusammenarbeit mit Steff la Cheffe und dem Bieler Sinfonieorchester erhielten sehr positive Presseresonanz 

In den letzten Jahren hat Droujelub Yanakiew sowohl in der Schweiz als auch international mit verschiedenen Orchestern als Gastdirigent gearbeitet – dies sind u.a. das Berner Symphonieorchester, die Sofia Philharmonic, die Südwestdeutsche Philharmonie, das Sinfonie Orchester Biel Solothurn, das Berner Kammerorchester, das Ensemble Contrechamps Genève, die Festival Strings Lucerne, die Basel Sinfonietta, die Camerata Zürich, das San Juan Sinfonie Orchester (Argentinien), das Karlsbader Symphonieorchester und das Kammerorchester Klaipeda (Litauen).  

Droujelub Yanakiew ist seit 2007 Dirigent des Variaton Projektorchesters Bern, des Orchesters Santa Maria Luzern und des Jugend Sinfonie Orchesters Konservatorium Bern. 

Seine Entwicklung als Dirigent wurde gefördert und beeinflusst durch die Zusammenarbeit mit namhaften Dirigenten wie Bernard Haitink, Ralf Weikert, Jesùs Lòpez Cobos, Peter Eötvös, Stefan Asbury und seinen Dirigierlehrer Johannes Schlaefli. 

Droujelub lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Bern.  

Lucas Niggli – Perkussion

…a sonic seismologist, who shifts musical textures like tectonic plates…
(NYC jazz record)

Lucas Niggli (1968) musiziert als Schlagzeuger und Perkussionist im Grenzbereich von improvisierter und komponierter Musik.
Zu seinen Formationen gehören aktuell STEAMBOAT SWITZERLAND, das Trio mit Aly Keïta und Jan Galega Brönnimann, das Duo mit Charlotte Hug, das Duo mit Matthias Loibner, 60° Alliance, sowie A Novel Of Anomaly von Andreas Schaerer.

Seine Konzertreisen führten ihn durch die ganze Welt und an viele renommierte Festivals. Er spielte als Solist an der Staatsoper Wien in Olga Neuwirths Oper „Orlando“, im Theater Basel und an der Ruhrtriennale in Musiktheater Poduktionen von Michael Wertmüller.

Seine musikalischen Partner sind oder waren Marino Pliakas und Dominik Blum, Nils Wogram, Barry Guy, Maya Homburger, Fred Frith, John Cale, Pierre Favre, Elliott Sharp, Michael Wertmüller, Erika Stucky, Wu Wei, Klangforum Wien, Flea, Xu Fengxia, Tim Berne, Felix Profos, Paul Plimley, Melvin Gibbs, Fritz Hauser, Peter Conradin Zumthor, Aly Keïta uva.
Seine Diskographie umfasst über 60 Titel, davon 20 CDs als Leader und Komponist.

Er ist auch als Veranstalter von Konzerten und Festivals und als Dozent an der Musikhochschule Zürich (ZHdK) tätig.

Webseite

Peter Conradin Zumthor – Perkussion

Der autodidaktisch ausgebildete Schlagzeuger (1979) lebt in Haldenstein GR und ist mit grosser Eigenständigkeit auf nationalen und internationalen Bühnen präsent. Sein Betätigungsfeld reicht von Komponieren, Solo-Konzerten, Theatermusik, Uraufführungen neuer Musik, Hörspiele, Kinderprogramme, Klanginstallationen, Videoarbeiten, Konzeptarbeiten im Schnittfeld Musik/Bildende Kunst über Vertonungen von Film und Literatur bis hin zur reinen Improvisation. Das seit 2010 existierende Duo Kappeler/Zumthor mit der Pianistin Vera Kappeler konnte auf den  renommierten Labels ECM und Intakt Records veröffentlichen. 2017 erschien seine in Fachkreisen sehr beachtete Soloplatte „Grünschall“. Mit „Loneliness Kills Anna“ schrieb Zumthor 2019 sein erstes Theaterstück. 2020 war Zumthor „Glöckner in residence“ am Lucerne Festival und realisierte sein international hervorragend besprochenes Stück „Luzerner Glocken – con sordino“ mit gedämpften Glocken von vier Luzerner Kirchen. Während der Pandemie entwarf Zumthor das abendfüllende Klavierstück „Things are going down“ für Klavierspieler und Klavierstimmer, das einige Aufmerksamkeit generierte und in der Edition Wandelweiser auf Tonträger erscheint. Sein Schaffen wurde u.a. mit dem Kak Tapir Cultural Award ausgezeichnet.

Die Anmeldung ist geschlossen.

In dringenden Fällen kannst du dich bei uns melden: mitspielen@variaton.ch

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